„Aber das größte, mannigfaltigste, lieblichste, lebendigste Gemälde unserer Heimat findet der Freund der schönen Natur erst drei Meilen westlich von Halle, bei Erdeborn. An der Abendseite dieses Dorfes erhebt sich ein waldiger Bergrücken, der sich südlich nach Hornburg und westwärts nach Holzzelle zieht. Der Wald besteht aus bejahrten Buchen, Eichen, Birken und anderem Gehölz und sein Charakter ist an sich Ernst und Würde, die Ehrfurcht einflößt“.

Kurt Sprengel, Professor für Medizin und Botanik an der Universität Halle und Direktor des dortigen botanischen Gartens beschreibt mit diesen Worten am 21.03.1806 die reiche Pflanzenwelt und vor allem die herrliche Aussicht, welche sich von der Hütte auf dem Holzberg über das Seengebiet und die Höhen des Hornburger Sattels bietet. Er nennt diesen Platz den schönsten Punkt in der Umgebung von Halle.

Ebenso wie der Salzige See besteht auch dieser Wald zwischen Erdeborn und Hornburg mit seiner romantischen Mooshütte auf dem Holzberg heute nicht mehr. Der Mansfelder Bergbau verlangte nach Holz und die Böden sind heute fruchtbaresAckerland. Die Höhen des Hornburger Sattels bieten aber noch immer herrliche Aussichtspunkte.




Im letzten, dem südlichsten Seitental des Hornburger Sattels liegt das Dorf Hornburg. Dem Anschein nach lag die zuerst erbaute Burg auf dem Horn, dem Galgenberg oder wie er heute genannt wird, dem Fichtenberg. Allerdings stehen auf diesem Berg keine Fichten, sondern Kiefern, und das seit 1875. Die ersten, vom Gutsbesitzer Karl Wolff gepflanzten sind nach 1945 gefällt worden, die jetzigen wurden in den 60ger und 80ger Jahren angepflanzt.

Die Burg auf dem Horne gehörte schon im 8.Jhd. zum Burgwartbezirk Kuckenburg im Gau Friesenfeld. An strategisch wichtiger Lage mit freier Sicht bis zum Kyffhäuser und zum Petersberg wachte diese Burg über eine alte Passstrasse.

 

 Der Galgenberg  

                

 

Auch das zu Füßen der Burg entstandene Dorf wird schon im 8. Jhd. mit den Ortschaften genannt, welche an das Kloster St. Wigbert in Hersfeld den Zehnten zu entrichten hatten. König Heinrich I. erwarb gemäß einer Urkunde aus dem Jahre 932 vom Kloster Hersfeld im Tausch Grundbesitz in Hornburg. Um 1217 schenkten die Edelherren von Querfurt dem Marienhospital in Halle zwei Gehölze in Hornburg auf dem Bichenberge. 1405 wird Albrecht Edler von Hackeborn als Besitzer von Burg und Dorf Hornburg genannt und im Jahr 1523 bestätigen die Grafen von Mansfeld, das Lehen über das Kloster Holzelle und die beiden Dörfer Hornburg zu besitzen. Das zweite Dorf Hornburg war damals schon wüst, so dass der Grundbesitz dieses ehemaligen Dorfes gemeint sein muss. Dieses zweite Dorf Hornburg war möglicherweise eine slawische Siedlung und lag wie das Dorf Polingen nordöstlich des heutigen Dorfes. Dort zeugen noch heute die Flurnamen „in den wüsten Stätten“, „das kleine Feld“ und „Pohlscher Grund“ von diesen Siedlungen.

Wegen der damals willkürlichen Schreibweise hat sich der Name von Burg und Dorf ständig geändert, aus dem Hornbero im 8. Jhd. wurde 932 Hornpeogi, 1147 Hornberg, weiterhin Hornpurc, Horinberc, Horenberch, 1208 zum ersten mal Hornburg. Die Aufzählung weiterer Namen möchte ich Ihnen ersparen, der Name Hornburg hat sich bis heute gehalten. Das soll auch so bleiben, obwohl Hornburg nun auch keine selbständige Gemeinde mehr, sondern ein Ortsteil der Gemeinde „Seegebiet Mansfelder Land“ ist. (Angeblich soll es noch schlimmere Ortsnamen geben)

Zu Hornburg gehören noch das im nahen Wald liegende ehemalige Kloster Holzzelle samt Vorwerk Äbtischrode. Über die Gründung des Benediktinerinnenklosters Holzzelle ist nichts bekannt. Die erste urkundliche Nennung ist von 1147. Seit bestehen des Klosters Holzzelle war das Dorf Hornburg Eigentum desselben. Bischof Albrecht von Halberstadt beurkundet 1352, das das Kloster Zelle-Hornburg seit urdenklichen Zeiten ohne Einspruch von irgend welcher Seite das ganze Dorf Hornburg, die Pfarrkirche daselbst und das Patronatsrecht über dieses besessen habe. Vom Pfarrhofe wurden die Klosteräcker bewirtschaftet. 1352 hat das Kloster den unzureichenden Pfarrhof gegen einen größeren Hof im Dorf eingetauscht. Bischof Albrecht verlieh diesem Hof und dem Kloster das Asylrecht, so „dass alle, die in besagtes Kloster … oder Pfarrhof geflohen wären, wie schwere Verbrechen sie auch begangen haben möchten, von dort mit Gewalt nicht weggeschleppt werden dürfen“.

Die Mansfelder Grafen, welche die Vogtei über das Kloster besaßen waren damit auch in Hornburg die Grundherren. Als einziges mansfeldisches Kloster wurde Holzzelle während der Bauernaufstände am 03. Mai 1525 nicht nur geplündert, sondern ein Raub der Flammen. Die wichtigsten Kleinodien und Klosterurkunden waren zuvor nach Schloss Mansfeld in Sicherheit gebracht worden, jedoch bemühten sich sie frommen Schwestern vergeblich um die Rückgabe derselben. Die Äbtissin und ihre 14 Schwestern flohen nach Meißen und Holzzelle kam in den Besitz der Mansfelder Grafen. Als Gutshof genutzt, verfielen die Klosteranlagen. Im 18. Jhd konnte Johann Albert Biering aus eigener Anschauung berichten: „Wie die Rudera zeigen, ist es ein großes Kloster gewesen mit einer aus Qaderstücken erbauten Kirche, welche zwei Türme gehabt und einige Nebenkapellen“. Auffallend ist die Übereinstimmung der Klosterkirche mit der Augustiner-Stiftskirche in Hamersleben. Hermann Grössler jun. bestätigte dies 1906 bei Aus- grabungen. Neben Säulenschmuck und Kapitellen fand er die Grundmauern einer stattlichen Kirche (49,5 x 16,6 m). Heute sind nur noch Reste des Nordostturmes sowie zwei Sandstein-pfeiler im Wald vorhanden. Deren Bedeutung ist nicht bekannt, Biering schreibt von einem nördlich des Klosters gelegenen Altar.


 


Das einzige Gebäude, welches die Jahrhunderte überdauert hat, ist unsere Kirche. Das Erdgeschoss des Turmes scheint ursprünglich als Kapelle gedient zu haben. Die Nutzung verschiedenen Baumaterials lassen deutlich einen ehemals vorhandenen Giebel erkennen.  Über vier romanischen Säulen lagert ein Kreuzgratgewölbe. Zum Schiff hin öffnet sich der Turm in einem großen runden Bogen. In der Nord-, Ost-, und Südwand befindet sich je ein romanisches Fenster. Die Glockenstube enthält je zwei gekuppelte Schallöffnungen im Süden und Osten, die nördliche ist einfach. In einer der südlichen Schallöffnungen ist das Zifferblatt der Uhr eingebaut. Weil der Turm an einem nach Osten steil abfallenden Berg erbaut war, musste das später errichtete Kirchenschiff nach Westen angebaut werden.




Der nach Süden gelegene Eingang der Kirche zeigt ein frühromanisches Tympanon mit zwei Rosetten und dem Kreuzeslamm. Links vom Eingang an der Empore befindet sich das mansfeldische Wappen, vier weitere gemalte Wappen sind im Turmerdgeschoss angebracht. Dort lagerten auch beschädigte, ehemals gut gearbeitete Figuren aus einem mittelalterlichen Altarschrein. Eine davon ist in der Luthergedenkstätte Eisleben zu sehen, alle anderen lagern zurzeit in Osterhausen.

Von ehemals drei Glocken ist noch eine mit 96 cm Duchmesser aus dem Jahr 1593 vorhanden. Ein Medaillon darauf stellt die Kreuzigung dar, die Umschrift lautet: „Aus dem Feuer bin ich gegossen. Hans Beck von Leipzig hat mich gegossen. Hiemmel und erden vergehen awer meine wort vergehen nicht.“

Gegenüber des Altars auf der zweiten Empore befindet sich eine mechanische Schleifladenorgel aus dem 19. Jhd. mit zwei Manualen, Pedal und 15 Registern. Diese Orgel ist in sehr schlechtem Zustand und bedarf dringend einer Instandsetzung. 

Der Kirchplatz ist nach Osten mit barocken Grabsteinen abgegrenzt. Auf dem Platz stehen ein gusseisernes Grabkreuz sowie ein Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges. 

Am südöstlichen Abhang des Hornburger Sattels gelegen, finden sich in Hornburg interessante geologische Besonderheiten. Das mansfeldische Kupferschieferflöz tritt hier an die Erdoberfläche. Spuren vom Altbergbau finden sich häufig. In den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde auch versucht, Uran abzubauen. Zum Glück waren die Funde nicht ergiebig und durch die Hornburger Tiefenstörung nicht einfach zu erreichen. Auch der Versuch, Uran mittels Säure auszuwaschen, mißlang wegen fehlender Sperrschichten. 




Das ausstreichende Kupferschieferflöz verhilft Hornburg zu einer botanischen Besonderheit. Eine Grasnelkenart, die Armeria Maritima Hornburgensis ist nur hier und auch nur an einem Standort zu finden. 1912 erstmals beschrieben, gedeiht diese hochgradig gefährdete Pflanze nur am Galgenberg in Hornburg. Strandgrasnelken wachsen im Binnenland nur auf natürlichen Schwermetallstandorten, welche durch ausstreichende Erzlagerstätten entstehen.  

Auch in die Literatur hat Hornburg Eingang gefunden. Karl Leberecht Immermann beschreibt in seinen „Memorabilien“ seine Besuche bei seinem Onkel  Georg Ferdinand Reinsdorf, welcher Pächter auf Holzzelle war. Auch Christoph Hein verbrachte manchen Sommer auf Holzzelle bei seinen Großeltern, was er in seinem Roman „Von allem Anfang an“ beschreibt.